Unter Wasser: Nicht nur Einatmen ist wichtig um gegen den Atemreiz anzukämpfen - (Foto: ©iStock.com/petrelos)
Das Einatmen beim Schwimmen, wie wir es hier beschreiben, versorgt den Körper mit genügend Sauerstoff. Ein Atemzug reicht dazu auch völlig, denn die Luft ist mit 21 Prozent Sauerstoff gesättigt, von denen wir nur vier benötigen. Und der Gasaustausch in der Lunge kommt ja nicht zum Erliegen, wenn die mechanische Atmung stoppt. Theoretisch, so haben Wissenschaftler errechnet, könne eine volle Lunge Sauerstoff für vier Minuten zur Verfügung stellen, unter körperlicher Leistung vermutlich etwas weniger.
Doch trotz alledem haben viele Schwimmanfänger das Gefühl, sie müssten unbedingt Atmen, sie müssten JETZT Luftholen. Sie verkrampfen, bekommen Panik und müssen anhalten.
Was steckt dahinter?
Was uns zum Atmen bringt
Wir haben einen Atemreflex, der uns dazu zwingt zu atmen. Den können wir willentlich eine Weile unterdrücken – aber eben nicht für lange. Irgendwann wird er Zwang zu groß und wir holen unwillkürlich Luft.
Dieser Atemreflex wird aber keineswegs ausgelöst durch eine zu niedrige Sauerstoff-Konzentration im Blut, wie es an sich ja zunächst logisch erscheint. Es stecken andere Mechanismen dahinter.
Eine Weile dachten Wissenschaftler, dass die zu hohe Anreicherung von Kohlendioxid den Atemreflex reizen würde. Kohlendioxid ist das Abfallprodukt unserer Atmung und es wäre vielleicht ein geeignetes Signal. Doch diese These wurde abgelöst durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
Das Zwerchfell als Maß der Dinge
Mittlerweile haben die Wissenschaftler mechanische Reize im Verdacht. Die These: Das Zwerchfell sendet eine Rückmeldung an das Gehirn, wenn es willentlich angehalten wird und sich nicht bewegt. Tut es das länger nicht, stuft das Gehirn die Situation als kritisch ein und erzwingt die Atmung.
Egal ob nun Kohlendioxid oder das Zwerchfell oder eine Mischung aus beidem den Ausschlag gibt, man kann selbst prüfen, welchen Effekt das Ausatmen hat. Halte einmal die Luft an (bitte nicht im Wasser machen), bis zu dem Zeitpunkt, da es kaum noch geht. Dann atme langsam aus, hole aber noch keine Luft. Schon beim Ausatmen lässt der Reiz nach, erneut Luft zu holen und man kann sogar noch einen Augenblick länger ohne Einatmen auskommen.
Wie also ausatmen beim Schwimmen?
Für das Schwimmen heißt das konkret, dass wir nicht nur auf die Einatmung fokussieren, sondern auch auf eine lockere und lang gezogene Ausatmung achten.
Das zwanghafte und verkrampfte Anhalten der Luft aus Angst, man müsste den Sauerstoff wieder „hergeben“, bewirkt im Zweifelsfall nur, dass wir zwanghaft einatmen wollen und uns unwohl fühlen bis hin zur Panik.