Rennrad-Wissen

Laufrad, Mantel, Schlauch – welche Größen brauche ich?

Wenn es um Reifen bei Rennrädern geht, wird es verwirrend: Metrisches, französisches und englisches Maß mischen sich nach Gusto der Hersteller. Wir entwirren das Chaos

Speichen eines Laufrades - (Foto: ©iStock.com/RapidEye/Istock)
Speichen eines Laufrades - (Foto: ©iStock.com/RapidEye/Istock)

Für uns Rennradfahrer gibt es nur zwei wichtige Durchmesser bei Laufrädern. Sprachgebräuchlich heißen sie 26 oder 28 Zoll. Übersetzt: 571 und 622 Millimeter. Letztere ist die gebräuchliche Größe bei Rennrädern, Triathlon-Räder dagegen hatten früher häufig 26 Zoll. Eine vorübergehende Mode.

Der Haken: 622 Millimeter entsprechen laut Rechner mitnichten 28 Zoll, sondern weniger als 25 Zoll. Und manche Laufräder haben 630 statt 622 Millimeter. Was ist der Grund dafür?

Was ist eigentlich besser? Ein Rennrad oder Triathlonrad? Hier erfährst du es.

Reifengröße beim Rennrad richtig messen

Zum einen ist entscheidend, von wo bis wo gemessen wird. Richtig ist von Felgenbett zu Felgenbett. Zum anderen spricht man bei diesen Werten von nominellen Größen, das heißt, dass eine gewisse Toleranz eingerechnet wird – so kann die Größe 622 tatsächlich bis zu 635 Millimeter gehen.

Was Zoll-Angaben angeht, so haben die Reifenhersteller nach einiger Zeit die Größen ebenfalls als nominelle Angaben verstanden, die nichts mehr mit realen Werten zu tun hatten. Das ging soweit, dass es sogar 27 Zoll Reifen gibt, die größer sind als 28 Zöller – kurios …

Frankreich: eigenes Maß für die Reifengröße

Und um das Wirrwarr komplett zu machen, hat Frankreich ein eigenes Maß: 700C etwa entspricht dem 622er oder 28 Zoll Laufrad für Rennräder.

Tipp: Die ETRTO (European Tyre and Rim Technical Organisation) versucht das Kuddelmuddel zu vereinheitlichen. Für sie zählen die Millimeterangaben, wie oben genannt – und danach sollte der Triathlet von Heute einkaufen.

Wichtig für den Kauf von Mantel und Schlauch ist noch die Felgen-Breite. Gemessen wird von Innenkante zu Innenkante (Maulweite). Hat man Glück, stehen die Maße auch aufgedruckt wie hier:

Aufgedruckte Maße bei einer Felge
Aufgedruckte Maße bei einer Felge

Auf dem Bild sind es zum Beispiel:

622 x 13C / 587.7 ERD

Das liest man so: „622“ ist der nominelle Durchmesser, „13“ die Maulweite der Felge in Millimeter, ERD steht für „Effective Rim Diameter“ – tatsächlicher Kantendurchmesser; wichtig für die Speichenlänge, aber jetzt nicht für uns. Das „C“ steht hier für „clinched“ und heißt nur, dass es sich um eine Hakenfelge handelt, wie sie bei Drahtreifen üblich ist.

Schließlich gibt es bei Laufrädern noch die Felgenhöhe. Ist die recht groß (Hochprofil-Felgen) muss der Triathlet beim Schlauchkauf auf die Länge des Ventils achten oder eine Ventilverlängerung kaufen.

Am Ende also merken: Fragt der Trainingspartner, ob man 26er oder 28er fährt, meint er Zoll. Dann mit einem lässigen „28er“ antworten. Zum Einkaufen von Mantel und Schlauch besser die ERTRO-Größen behalten, also im Beispiel oben 13 und 622.

So findest Du die passende Rahmengröße für Rennrad und Triathlonrad.

Der Rennrad-Mantel

Mit den Größenangaben vom Laufrad kann der Triathlet jetzt einen Mantel kaufen. Eine Felgen-Maulweite von 13 Millimeter fasst Mäntel zwischen 18 bis 25 Millimeter, eine mit 15 Millimeter nimmt 23 bis 32. Wie nun entscheiden?

Faustregel: Je dicker, desto komfortabler, je dünner, desto schneller – aber auch wackliger. Meine Meinung: Mit 23 Millimeter hat man einen schönen Kompromiss.

Auch der Mantel wird nach ERTRO-Norm bezeichnet: 23 x 622 heißt also 23 Millimeter breit, passt für Radgröße 622. Daneben steht auf unserem Foto noch die französische Angabe 700 x 23C.

Maßangaben auf dem Mantel
Maßangaben auf dem Mantel

Nicht verwirren lassen, lieber die ERTRO-Zahlen behalten: 23 x 622. Die braucht man für den Schlauch.

Der Rennrad-Schlauch

Merke: Ein Schlauch für Rennräder passt für mehrere Reifengrößen. Um zu entscheiden zu können, muss der Triathlet die Angaben auf der Packung eines Schlauches verstehen. Als Beispiel die Abbildung einer Packung eines Schwalbe-Schlauches, siehe Bild:

Verpackung eines Fahrradschlauchs
Verpackung eines Fahrradschlauchs

28“ und 700 C – sind die englischen und französischen Größenangaben für den Raddurchmesser, siehe oben im Text. Uns interessieren wieder die ERTRO-Normen, die stehen darunter links: Der Schlauch passt hier in Mäntel mit Breite 18 bis 25 Millimeter und auf Umfänge der Norm 622 Millimeter. Daneben sind die Zoll-Angaben und französischen Maße gelistet. Ignorieren.

Weitere Daten auf der Packung: Rechts die Ventilart – „Französisch“ oder „Sclaverand“ ist richtig für Rennräder, Mountainbikes haben dagegen meist Schraderventile – umgangssprachlich „Autoventile“. Straßenräder setzen auf Dunlop-Ventile. Im Kreis darüber vermerkt Schwalbe seine Bezeichnung: „SV“ für „Sclaverand“, „20“ ist einfach die Produktnummer. Wichtig: Braucht man einen längeres Ventil für Hochprofil-Felgen, steht das bei Schwalbe in diesem Kreis als „Extra long“ oder noch extremer „xx long“. Rechts oben ist noch das Schlauch-Gewicht aufgedruckt. Will man es leichter haben, geht das auf Kosten der Pannensicherheit.

Tipp: Fällt einem ein älterer Schlauch ohne Packung in die Hände, stehen diese Angaben oft auf den Gummi gedruckt wie bei diesem Continental:

Aufdruck auf dem Fahrrad-Schlauch
Aufdruck auf dem Fahrrad-Schlauch

Die Zahl daneben bezeichnet übrigens das Produktionsjahr. Auch der würde in unserem Beispiel passen.

Fazit: Die ERTRO versucht das Größenwirrwarr bei Felgen, Mänteln und Schläuchen zu vereinheitlichen. Am besten hält man sich an diesen Standard – also an Breite x Durchmesser in Millimeter. Die behält man sich, dann kann beim Mantel- oder Schlauchkauf kaum etwas schief gehen.

Übrigens: Hier erfährst Du, wie man einen Schlauch beim Drahtreifen wechselt.

13 Antworten zu “Laufrad, Mantel, Schlauch – welche Größen brauche ich?”

  1. Martin Scholz

    Liebe Leute,
    jetzt bastele ich mehr oder weniger erfolgreich seit über 30 Jahren an zahlreichen Fahrrädern herum, habe oft auch den richtigen Schlauch in den Mantel gestopft, aber erst heute begriffen, was das Kauderwelsch auf der Bereifung eigentlich bedeutet! Danke für diese Bereicherung meiner Weltsicht!

  2. stephan (Redaktion)

    Danke, das freut mich, dass ich helfen konnte!

  3. Stevie

    Schöner Artikel, aber Mäntel gibt es bei C&A, Karstadt usw.

  4. Janiek

    Danke für den Artikel. Auch ich habe nun die Zusammenhänge begriffen und weiß endlich, dass in einen Rennradreifen mehrere Größen an Schläuchen passen können.

  5. a lone rider

    Danke für diese nachvollziehbare (!), praxisbezogene (!), anwendbare (!) Darstellung, wie man den passenden Schlauch auswählt. Ich habe mich vorher totgegoogelt.

  6. Anja

    Richtig guter Artikel! Merci dafür 🙂

    • stgoldmann@triathlon-tipps.de

      Gerne, freut mich.

  7. Georg

    Super Artikel, der mir sehr geholfen hat. Herzlichen Dank!

  8. Eric

    Wenn man schon „European Tyre and Rim Technical Organisation“ ausschreibt, dann sollte einem schon auffallen, dass die korrekte Abkürzung ETRTO lauten muss. Und nicht ERTRO.

    • Stephan Goldmann

      Stimmt, danke für den Hinweis

  9. Phil

    Toller, Artikel, gut verständlich und sehr hilfreich. Danke dafür 🙂

  10. Reinhard

    So eine ebenso informative wie verständliche Erklärung bekomme ich nicht mal bei meinem Fahrradhändler. Vielleicht sollte sie der auch mal lesen 😉 Ich fühle mich jetzt jedenfalls wesentlich sicherer bei der Zusammenstellung meiner Laufradsätze für Ebene bzw. Pässe. DANKE für diese absolut hilfreiche Information!

  11. Super, der mir sehr geholfen hat. Herzlichen Dank! Danke für diese Bereicherung meiner Weltsicht!

    „Die ETRTO (European Tyre and Rim Technical Organisation) versucht das Kuddelmuddel zu vereinheitlichen. Für sie zählen die Millimeterangaben, wie oben genannt – und danach sollte der Triathlet von Heute einkaufen.“ – ist das wahr?

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