Tausend Mal berührt: Wie man gebrauchte Neopreanzüge bewertet - (Foto: ©iStock.com/OSTILL)
„Shorty Neopren Neoprenanzug Wetsuit Tauchanzug Surfanzug Schwimmanzug Nassanzug – so vielversprechend lautet die Überschrift über einem Angebot für einen Neopreanzug bei Ebay. Klingt ja zunächst nach einem für alle. Prima.
Doch Vorsicht: In der Beschreibung des Artikels taucht der Begriff „Schwimmen“ dann schon nicht mehr auf. Es stellt sich heraus, dass der Anzug gar nicht für Triathlon taugt. Beim Kauf eine gebrauchten Neos sollte man also aufpassen.
Denn Neoprenanzüge unterscheiden sich von Sportart zu Sportart dramatisch. So darf der Wetsuit für den Triathlon laut Regelwerk der DTU an der dicksten Stelle maximal nur 5 Millimeter messen. Eine Marke, die ein Tauchneo schon ganz locker knackt.
Wichtig: Tauch- und Surfneos nicht für Triathlon
Neoprenanzüge für das Schwimmen weisen wichtige Eigenheiten auf. Neben der schon genannten Maximaldicke von 5 Millimeter, sind sie meist außen beschichtet mit einer speziellen Schicht versehen, um den Wasserwiderstand herab zu setzen.
Innen dagegen sind sie mit Jersey ausgekleidet – einem elastischem Stoff, der das Tragen angenehmer macht. Außerdem setzen sich die Wetsuits für Triathleten aus vielen verschiedenen Segmenten zusammen: Teile des Rumpfes vorne weisen mehr Neoprenmaterial auf. Das fördert eine gute Wasserlage und hält warm. Da, wo es auf Bewegung ankommt, wird hingegen dünneres Material eingesetzt, das elastischer ist – an der Schulter und den Armen.
Ein Tauch- oder Surfanzug ist dagegen oft außen mit Stoff versehen, um den Neopren so vor Schäden zu schützen. Ein solcher Wetsuit ist dann meist weniger beweglich im Bereich der Schultern – er würde eine flüssige Kraulbewegung über längere Distanz unmöglich machen.
Vorsicht beim Gebrauchten
Wenn man dann tatsächlich unter den Angeboten einen dedizierten Schwimmanzug gefunden hat, sollte man sich das Bild genau ansehen oder den Verkäufer mit klaren Fragen bohren: Finden sich auf der Oberfläche Risse oder Kerben von Fingernägeln? Solche Stellen sind Schwachpunkte, die beim Anziehen schnell zu einem Loch aufreißen. Wurde bereits viel geklebt? Das erkennt man an schwarzen Punkten, die Klebestellen darstellen. Und peinlich aber wichtig: Hat der Besitzer oft Wasser gelassen im Anzug? Langstreckenschwimmer tun das nämlich durchaus oft.
Insgesamt spielt das Alter eine wichtige Rolle. Denn in dieser Zeit können viele äußerliche Einwirkungen den Wetsuit beeinträchtigen machen: Sonneneinstrahlung zum Beispiel, das Schwimmen im Chlorwasser oder eine schlechte Lagerung – all das macht das Neopren spröde. Und ein spröder Gummi reißt leichter.
Mein Tipp: Finger weg von Wetsuits, die älter als vier Jahre sind.
Ohne Anprobe: sinnlos
Grundsätzlich sollte ein Triathlet niemals einen Anzug kaufen, den er nicht einmal anprobiert hat. Denn nur so kann man wichtige Punkte prüfen: Wie liegt der Kragen am Hals an? Scheuert er? Lässt sich der Reißverschluss noch flüssig auf und zu ziehen? Schließen die Bünde an Armen und Beinen eng aber nicht zu eng ab?
Auch eine Kraulbewegung sollte man simulieren. Haben die Arme und Schultern genug Bewegungsfreiheit? Und schließlich eine wichtige Frage für den Wettkampf: Wie gut und schnell komme ich aus dem Anzug wieder heraus? (Danke an Thomas für den Hinweis!)
Was darf der Anzug kosten?
Die Frage ist schwer zu beantworten, denn es gibt einfach zu viele Parameter, die das beeinflussen. Schon neue Anzüge schwanken zwischen knapp 200 und bis zu 800 Euro. Ebenso kann der Preis eines gebrauchten Wetsuits stark differieren.
Ein wesentlicher Grund, warum der Preis höher sein könnte, wäre das Material – also das Neopren selbst und seine Verarbeitung (Hintergründe gibt es hier). So ist zum Beispiel der Gummi der Firma Yamamoto schon ein Qualitätmerkmal. Yamamoto 39, 40 oder höher ist sehr gut. Auch der Hersteller des Anzugs sollte bekannt sein. Zum Beispiel Aquaman, 2XU, Aquasphere, Blueseventy, Camaro, De Soto, Orca, Sailfish oder Zoot sind begehrenswerte Marken.
Die Alternative: Leihen vor dem Wettkampf
Besser, man leiht sich den Anzug vor einem Triathlon. Einige Sportgeschäfte, die sich auf Triathlon spezialisiert haben, bieten das an. Sollte man keines davon in der Nähe haben, kann man sich den Neoprenanzug oft auch am Wettkampfort leihen. Das sollte man aber vorher abklären, sprich beim Veranstalter auf der Webseite nachsehen, oder direkt dort nachfragen, ob ein Verleih stattfindet.
Der Vorteil: Man bekommt meist recht neue Wetsuits aus der aktuellen Saison. Der Nachteil: Man kann den Anzug vorher nicht ausprobieren und muss dann beim Wettkampf sofort damit zurecht kommen. Letzteres kann man bei mehrtägigen Veranstaltungen wieder umgehen, in dem man den Anzug am Tag vorher leiht und schon probeschwimmt.