Rennradkurbel: Die Verlängerung der Kurbeln soll Wunder bewirken - tut sie aber nicht. - (Foto: Triathlon-Tipps.de)
Für Einsteiger: Die Kurbeln sind die Verbindungen zwischen Pedalen, Tretlager und damit dem Kettenblatt. Es sind also die Hebel, mit denen der Fahrer die Kraft auf die Kette überträgt. Daher richtet sich ein gerütteltes Maß an Aufmerksamkeit auf diese Komponente des Rennrads.
Die Kurbellänge wird jeweils in Millimeter angegeben. Die gebräuchlichen Längen sind 170, 172,5, 175, 177,5 oder selten 180 (schon extrem) Millimeter.
Einfluss der Kurbellänge – ein Mythos
Warum ist die Länge der Pedalkurbeln eigentlich wichtig?
Eine These besagt: Je länger der Hebel, desto höhere Kraftübertragung. Klar: Lange Hebel bringen mehr – klingt plausibel. Und so diskutieren viele in Foren darüber, ob es besser eine 177,5er oder gar eine 180er sein sollte.
Allerdings zeigen die meisten wissenschaftlichen Studien, dass die Auswirkungen auf die Leistung in jedem Fall so minimal sind, dass man sie nicht messen kann – sprich: Sie sind vernachlässigbar.
Noch deutlicher: Die Wahl unter handelsüblichen Kurbellängen hat keinen Effekt auf die Maximalkraft, die Ermüdung oder den Metabolismus des Athleten (James C. Martin, PhD, NeuroMuscular Function Lab, The University of Utah).
So bleibt am Ende der Faktor des Komforts: Zu kleine Kurbeln sind nicht schlimm. Ist aber der Pedalarm zu lang, wird unter Umständen das Knie zu weit nach oben gedrückt, wenn man auf „12 Uhr“-Stellung ist. Das empfinden manche Athleten als unangenehm.
Kurbellänge am Rennrad ermitteln
Woran sehe ich eigentlich, welche Kurbellänge ich derzeit fahre? Ganz einfach: In den meisten Fällen ist die Länge auf der Innenseite der Kurbel eingestanzt – siehe Foto.
Ist das nicht der Fall, misst man einfach die Millimeter von der Mitte der Achse am Tretlager zur Mitte der Pedalachse.
Die Kurbellänge für den Fahrer errechnen
Eine zuverlässige und gleichzeitig einfache Formel gibt es nicht. Zwar schwirren im Netz zwei Varianten herum:
1. Körpergröße in Zentimeter entspricht Kurbellänge in Millimeter
2. Kurbellänge in Millimeter = Innenbeinlänge x 2,14 / 100
Die jeweiligen Ergebnisse müssen dann eben zur kaufbaren Kurbel abgerundet werden (wer viel Berge fährt, darf aufrunden).
Die Krux an den Formeln: Beide jedoch liefern unter Umständen irrwitzige Werte. So bleibt dann eine ganz simple Faustformel: Kleine Athleten kaufen kleinere Kurbeln, größere Fahrer auch größere Kurbeln.
Mehr Gedanken braucht man sich dazu dann schon nicht mehr machen.
Wer sich dazu hingebt eine Kurbellänge beim Fahrrad zu diskutieren sollte ein breiteres wissen haben als in diesen Artikel vor find bar. Der maximale Höhepunkt wäre zu behaupten mit kurzen kurbeln ginge es schneller zu treten, pedaldrehzahl.
Dr Herbert
Und Dein Kritikpunkt wäre? Denn die von Dir genannten „maximalen Höhepunkte“ und Behauptungen stelle ich ja gerade NICHT auf.
Anbei ein Link der die Zusammenhänge erklärt und an Hand von Daten diverser Profiradfahrer aufzeigt wer bei welcher Schrittlänge welche Kurbellänge fährt. http://www.customcranks.de/de/kurbellaenge.html
Hallo Stephan,
hast Du den Artikel bzw. die Studie von James Martin zur Hand? Ich versuche zur Zeit, mir zu diesem Thema eine Meinung zu bilden und würde da gerne mal einen Blick reinwerfen. V.a. würde mich interessieren, mit welchen Kurbellängen er getestet hat. Ich würde persönlich gerne mal eine 165er Kurbel ausprobieren, wobei das wahrscheinlich auch nur mit einem Leistungsmesser am Ende richtig Sinn macht, um vernünftige Vergleichswerte zu haben.
Gruß
Jan
Hallo Coffeeholic,
Ich habe den Link zur Studie noch eingebaut, hatte ich glatt verpennt. Ich schicke ihn Dir auch nochmal als Mail.
Stephan
Ich fahre 155er Kurbeln und konnte sie mit 175er Kurbeln mit der gleichen Messeinheit (Power2Max) vergleichen. Kein Leistungsunterschied feststellbar. Weder im Sprint, noch auf die Stunde.
Die kurze Kurbel hilft aber gegen Kniebeschwerden auf dem Liegerad, auf dem Rennrad würde ich eher um die 170mm bevorzugen (da man durch die höhere nötige Drehzahl bei der 155er Kurbel schnell anfängt zu „hüpfen“).
Gruß,
Patrick
@Patrick
Die Kurbellänge hat keinen Einfluss auf die nötige Anzahl der Umdrehungen – also für die gleiche Geschwindigkeit. Ein Umdrehung der Kurbel sorgt immer genau für eine Umdrehung des Kettenblatts. Die Größe des Kettenblatts entscheidet wie viele Umdrehungen/Minute nötig sind, um den gleichen Vortrieb zu erzielen.
Hi, ich fahre eine 220er Kurbel bei einer 96cm Innenbeinlänge: Nachdem ich mir verschiedene Artikel und Bücher zu diesem Thema durchgelesen hatte, berechnete ich mir unter definierten Randbedingungen das auf mich zugeschnittene, optimale Fahrrad, baute einen Prototypen auf, verifizierte die Ergebnisse und ließ professionell ein Fahrrad aufbauen – und es funktioniert: wenn ich in der Ebene 20 km auf Arbeit fahre mit einer Frequenz von 60/min, dann habe ich eine durchschnittliche Geschwindigkeit >20km/h und fahre dennoch entspannt. Sorry – das betrifft nicht das Rennrad, wo man relativ hochfrequent fährt, sondern ein Tourenrad, vor dem Hintergrund möglichst wenig ins Schwitzen zu kommen.
Hallo Mathias Müller, ich würde gerne mehr über dieses Projekt und Dein Fahrrad erfahren. Ich bin mit 210 cm relativ gross und fahre Räder mit Rahmenhöhe 70 cm, die aber – auch wegen der Tretlagerhöhe – nur Platz für 180 mm Kurbeln bieten. Gibt es eine Webpage über Dein Projekt, oder hast Du sonst Infos/Bilder, die Du teilen würdest. Meine e-mail lautet juergen.held dann das at-Symbol und hfg-gmuend.de.
220 ist jetzt mal echt krass. Ich bin 2m groß und habe eine Innenbeinlänge von 97cm, nach den Faustformeln komme ich eher auf 200mm oder max 205mm. Wie bist Du auf 220 gekommen? hast Du Probleme mit der Bodenfreiheit?
Grüße,
Düse
Als Physiker kommt mir in den Sinn: Die Kurbellänge kann nur abhängig sein von der Länge des Unterschenkels und seinen Drehpunkten = Horizontalachsen. Hat das schon jemand bedacht?
Interessiert mich wie die Länge des Unterschenkels mit der Kurbelarmlänge korrespondiert ?
Fahre mit meiner 92 cm Beininnenlänge nun 180mm und denke ich sitze auf einen Elektrofahrrad.
Weiter ist es doch so, das ein längere Kurbellänge auch für uns Langbeiner die eine hohe Trittfrequenz nicht hin bekommen, die richtige Wahl ist.
Man braucht dann eben auch ein größeres Kettenblatt sonst kann die Kraft durch weniger Umdrehungen nicht nutzen.