So machst du dein Rennrad tauglich für den Winter

Im Winter hat das Rennrad Pause? Von wegen! Mit ein paar cleveren Anbauteilen wird der Trainings- zum Winterrenner.


Wer in der kommenden Triathlon-Saison gute Leistungen in der zweiten Disziplin abliefern möchte, darf das Radfahren in den Wintermonaten nicht außen vor lassen. Zugegeben, ideale Rennradbedingungen sind Matsch, Kälte und Dunkelheit nicht. Aber zumindest besser als stundenlanges Fahren auf der Rolle. Natürlich wird ein Rennrad nie durch Schnee und über Holperwege pflügen wie ein Cross-, Gravel- oder Mountainbike. Seinen Trainingsrenner für eine kalt-nasse Runde auf matschigen Teerstraßen wintertauglich ausrüsten ist aber möglich – mit unseren Tipps günstig und unkompliziert!

Der perfekte Rahmen fürs Wintertraining

Dir blutet das Herz, wenn du daran denkst, deinen Carbonrahmen durch Splitt und Streusalz zu jagen? Keine Sorge: „Ein Carbonrahmen ist fürs Wintertraining grundsätzlich wesentlich besser geeignet als ein Aluminium- oder Stahlrahmen, da Carbon korrosionsunempfindlich ist“, erklärt Sebastian Jadczak, Abteilungsleitung Fahrradentwicklung Road bei Fahrradhersteller Canyon in Koblenz. Er weist jedoch darauf hin, dass einlaminierte oder montierte Aluminiumteile wie Zuganschläge, eingeklebte Ausfallenden, Gewindehülsen oder Sattelstützen(schellen) bei winterlich-nassen Bedingungen speziell gepflegt werden müssen. Gewinde-Tretlager sowie die Kette und kleine Gelenke am Umwerfer, so empfiehlt der Experte, sollte man vor dem Winter sowie ein-, zweimal während der kalten Monate großzügig fetten, die Sattelstütze öfter einmal herausnehmen und reinigen und Carbonstützen oder Alustützen in Carbonrahmen mit spezieller Montagepaste bestreichen. „Nach der Montage können vorhandene Schlitze und Spalte im Bereich der Sattelstützenklemmung noch mit Carbonmontagepaste von außen zugeschmiert werden, so dass kein Wasser eindringen kann“, sagt Jadczak. Nach einem durchgefahrenen Winter kann es außerdem sinnvoll sein, bei Rädern mit mechanischer Schaltung Züge und Zughüllen auszutauschen. Und: Direkt nach der Rückkehr sollte man das Rad immer mit Schwamm und Spülmittelwasser waschen und wenn möglich mit einem alten Handtuch trocknen.

Möchtest du dir ein Winterrennrad aufbauen, um damit lediglich möglichst flott den Weg ins Büro zurückzulegen, kommt es also weniger aufs Gewicht als auf den Preis an, ist ein Stahlrahmen eine robuste Option. Hier kann man im Gebrauchtmarkt oft echte Schnäppchen machen.

Dein Rennrad soll ich den Winterschlaf? Wir zeigen Dir hier wie Du es richtig reinigst und vorbereitest.

Winterstiefel fürs Rennrad: Die richtigen Reifen

Im Herbst und Winter sollte das Rennrad mit breiteren Pneus ausgerüstet werden. Sogar viele Triathlon-Profis schwören auf deren besseren Pannenschutz. Inzwischen hat fast jeder Hersteller Allroundreifen für schlechte Bedingungen im Programm. „Wichtig ist eine griffige Gummimischung, die auch bei Nässe und Kälte Grip bietet, eine Pannenschutzschicht, die Rollsplitt, Ästen und Frostrissen im Asphalt widersteht und größeres Reifenvolumen“, erläutert Experte Sebastian Jadczak. Fahre im Winter mit niedrigerem Reifendruck, das verbessert die Traktion nochmals. Es empfiehlt sich außerdem, ein allwettertaugliches Felgenband aufzuziehen. Und Finger weg von Leichtschläuchen! Sie sind zu pannenanfällig für winterliche Bedingungen. Greife lieber gleich zu Tubeless-Modellen, wenn deine Laufräder darauf ausgelegt sind.

Doch keine Lust auf das kalte Wetter? Wir zeigen Dir wie Indoor-Training mit dem eigenen Rad funktioniert. 

Hast du Schutzbleche an deinem Winterrenner – und das solltest du im Winter – prüfe zudem, ob die Reifen deiner Wahl darunter überhaupt Platz haben. Vier Millimeter Abstand sollten es auf jeden Fall sein. Normale Rennräder sind selten mit herkömmlichen, fest installierten Schutzblechen kompatibel und haben weder vorbereitete Befestigungsaufnahmen dafür noch genügend Freiraum zwischen Reifen und Felgenbremse. Eine Alternative, die zumindest die gröbste Nässe abhält, sind sogenannte Steckschutzbleche, die mittels Gummibändern oder ähnlichen flexiblen Befestigungsmechanismen an Gabel und Hinterbau angebracht werden. Das geht schnell und unkompliziert. Je länger die Schutzbleche sind, desto trockener bleibt der Fahrer. Da aber zum Beispiel der Bereich zwischen Sitzstrebe und Tretlager, sowie vor der Gabel nicht geschützt ist, wird man nie ganz ohne Spritzwasser-Sprenkel von der Tour zurückkommen. „Einige moderne Endurance- Rennräder oder Gravelräder mit Scheibenbremse bieten aber eigene sinnvolle und relativ einfach zu befestigende Schutzblechlösungen zur festen Montage an“, empfiehlt Canyon-Fachmann Jadczak

Schöner Schein: die Beleuchtung für dein Winterrad

Eine Lampe vorn und hinten ist im Winter Pflicht, weil sicherheitsrelevant. Wer häufig in Dämmerung und Dunkelheit unterwegs ist, sollte in eine feste Lichtanlage investieren. Am besten in einen Nabendynamo. Der ist vor Nässe und Schmutz geschützt und dadurch wartungsärmer und funktioniert unabhängig von der Witterung. Zwar ist er etwas teurer – und neben der Lampe selbst muss man auch das Einspeichen des Dynamos bezahlen. Die Beleuchtung ist aber dafür immer dabei. Der Akku kann nicht genau dann leer werden, wenn man ihn am nötigsten braucht.

Moderne Batteriebeleuchtung ist mittlerweile aber auch ziemlich leistungsfähig, günstiger und deshalb ein Tipp für Winter-Gelegenheitsfahrer. Die meisten Modelle lassen sich inzwischen unkompliziert mittels USB-Kabel aufladen. Achte darauf, dass es eine Ladestands-Anzeige gibt, damit du nicht irgendwann ungewollt im Dunkeln stehst. Wichtig ist auch eine gute Halterung, die die Lampe sicher und wackelfrei am Rad hält. Besonders beim Frontscheinwerfer kann es den Fahrspaß beträchtlich einschränken, wenn man alle paar Meter den Lichtkegel justieren muss. Fährst du einen Lenker mit großem Rohrvolumen, aerodynamisch abgeflachtem Oberlenkerbereich oder konischer Sattelstütze? Dann solltest du beim Lampenkauf darauf achten, dass die Halterung mit diesen Sonderformaten kompatibel ist.

Tipp: Die Akku-Beleuchtung immer in der Trikottasche oder am Rad dabei haben. Schon ein Platten kann die Zeitplanung über den Haufen werden und man in die Dämmerung geraten.